"Hèn mà còn nhận ra mình là thằng hèn, là hèn tử tế. Hèn mà ngậm miệng ăn tiền là hèn nhơ bẩn.
Hèn mà ngậm máu phun người là hèn bất nhân. Hèn bán đất bán nước thì trời tru đất diệt"
(Phạm Chuyên)

Sonntag, 3. Oktober 2010

Der Weg der DDR in den Untergang

„Mein Freund, der Plan“ - so lautete ein DDR-Spruch. Die Planwirtschaft hatte jedoch immanente Schwächen. Sie zehrte die volkswirtschaftliche Substanz auf. Der Wirtschaftshistoriker André Steiner über den Niedergang der DDR-Wirtschaft.



Zwanzig Jahre nach ihrem Ende erscheint manchem rätselhaft, wie die DDR-Wirtschaft angesichts grundlegender Systemdefekte überhaupt 40 Jahre existieren konnte. Am Ende erreichte die Produktivität der DDR nur in etwa ein Drittel des Niveaus der Bundesrepublik. Die Bundesrepublik bildete sowohl für die SED-Spitze als auch für die DDR-Bevölkerung immer die Referenzgesellschaft. Vor allem der westdeutsche Lebensstandard galt den Menschen in der DDR als der Maßstab. Der offensichtliche Rückstand der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des Konsumniveaus im Osten untergrub vom Ende der siebziger Jahre an zunehmend die Legitimität der DDR und trug wesentlich zur Erosion der SED-Herrschaft bei. Wie kam es aber zu langjähriger Stabilität und schließlich zum Niedergang?

Zur Ehrenrettung der ostdeutschen Wirtschaft wird oft auf die um ein Vielfaches größere Reparationslast unmittelbar nach dem Krieg sowie auf die strukturellen Defizite verwiesen, die durch die Teilung des deutschen Wirtschaftsraums entstanden. Das waren tatsächlich Nachteile, die neben anderen Gründen bereits bis Anfang der fünfziger Jahre zu einem Rückstand der Produktivität um ein Drittel gegenüber Westdeutschland geführt hatten. Bis zum Ende der achtziger Jahre entstand aber ein weiteres Drittel an Rückstand, das es zu erklären gilt. Viele der zur Erklärung oft angeführten Faktoren, wie der "Handelskrieg" des Westens gegenüber dem Osten oder die Forderungen der Sowjetunion an die DDR, wurden jedoch erst im Kontext der Planwirtschaft tatsächlich zu gravierenden Nachteilen.

Gravierende Informationsmängel

Diese Planwirtschaft war bewusst als Gegenmodell zum liberalen und marktverfassten System geschaffen worden. Die nach dem Krieg nicht nur im Osten anzutreffende Faszination durch die Planwirtschaft beruhte vor allem auf den historischen Erfahrungen mit den wirtschaftlichen Turbulenzen der Zwischenkriegszeit, insbesondere mit der Weltwirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre, und deren politischen und sozialen Folgen.

Jedoch hatte die Planwirtschaft grundlegende, systemimmanente Anreiz-, Informations- und Innovationsprobleme, die die wirtschaftliche Entwicklung der DDR wesentlich bestimmten: Zum einen kämpfte man mit der Schwierigkeit, den Betrieben und den Beschäftigten adäquate Anreize zu schaffen, um die Effizienz der Produktion zu steigern. Zum anderen ergab sich bei dem Versuch der Steuerung einer gesamten Volkswirtschaft ein gravierendes Informationsproblem. Auch diese beiden Momente führten zu einer systemimmanenten Innovationsschwäche.

Erhebliche Mittel aus der Sowjetunion

Die Konsequenzen dieser Defizite wurden aber lange Zeit durch verschiedene Umstände verdeckt: Erstens wies auch die Planwirtschaft gewisse Anpassungselastizitäten auf, die aber vor allem aus der Unvollkommenheit und den Lücken der Planung resultierten. Zweitens verfügte die DDR bei ihrer Gründung über ein hohes Wirtschaftspotential, das durch die Ineffizienzen erst nach und nach aufgezehrt wurde. Die Planwirtschaft war relativ gut in der Lage, die nach dem Krieg zunächst brachliegenden extensiven Wachstumsquellen zu erschließen. Erst als diese Ende der fünfziger Jahre erschöpft waren, zeigten sich zunehmend die Grenzen des Systems. Drittens flossen der DDR spätestens seit Ende der fünfziger und mindestens bis Mitte der achtziger Jahre direkt und indirekt erhebliche Mittel aus der Sowjetunion zu.

Eine wesentliche Quelle war eine indirekte Subventionierung über den Güteraustausch: Die Sowjets lieferten ihre Rohstoffe zu Preisen, die unter denen des Weltmarktes lagen; ostdeutsche Industrieprodukte hingegen nahmen sie zu Preisen ab, die sich über denen bewegten, die die DDR anderenfalls für sie auf dem Weltmarkt hätte erzielen können. Ab den siebziger Jahren kamen politisch bedingte Zuflüsse aus der Bundesrepublik dazu, auch Geld aus dem Gefangenenfreikauf. Als die Sowjetunion die DDR in den achtziger Jahren nicht mehr materiell unterstützen wollte und konnte, vergrößerten sich deren Wirtschaftsprobleme erheblich.

Der „große Sprung“ endete im Fiasko

Der Niedergang hatte aber schon früher eingesetzt. Nachdem in den fünfziger Jahren zunächst mit dem Auf- und Ausbau einer eigenen Schwerindustrie die DDR als selbständige Volkswirtschaft konstituiert werden sollte, orientierte sich die SED-Spitze seit Ende dieses Jahrzehnts auf die Entwicklung modernerer Branchen. Der Versuch eines "großen Sprungs" endete allerdings in einem wirtschaftlichen Fiasko. 1961 ließ Ulbricht die Mauer errichten, auch um die massenhafte Abwanderung von gut qualifizierten Arbeitskräften zu stoppen. Danach wurde zudem eine Wirtschaftsreform als erforderlich angesehen, um Wachstum, Produktivität und Lebensstandard - auch in Relation zur Bundesrepublik - durchgreifend zu verbessern.

Diese Reform lief unter dem Namen "Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung" (NÖSPL). Die Lenkung der Wirtschaft wurde von 1963 an flexibilisiert, man experimentierte mit marktwirtschaftlichen Elementen und mehr Anreizen, wobei aber sowohl an den politischen Grundlagen des Systems als auch am Grundsatz einer zentralen Planwirtschaft festgehalten wurde. Diese Widersprüche im Reformkonzept sowie der neuerliche Anlauf zu einer Wachstums- und Technologieoffensive ("Überholen, ohne einzuholen") führten 1969/70 wieder in eine Krise, worauf die SED abermals die Strategie wechselte.

Die Verschuldungsfalle

Wegen der zunehmenden Versorgungsmängel war unter den Arbeitern der Unmut stark gestiegen. Daher setzte die neue SED-Führung unter Honecker, die das NÖSPL beendete, zur Befriedung von 1971 an darauf, Konsum und Sozialleistungen auszuweiten. Die Ausdehnung sozialer Wohltaten, die stärker stiegen als die Wirtschaftsleistung, und die von Mitte der siebziger Jahre an wieder zunehmenden Investitionen zogen höhere Importe nach sich. Daraus resultierte ein Anstieg der Verschuldung im Westen, aber auch nach innen. Das wurde noch verstärkt durch die rasanten Preisanstiege für Rohstoffe auf den Weltmärkten sowie die weltweit steigenden Zinsen. Daraufhin fand sich die DDR Anfang der achtziger Jahre in der Verschuldungsfalle. Aus dieser halfen ihr aber die von der Bundesregierung verbürgten Milliardenkredite.

Die Grenzen des Verteilbaren bei sinkenden Wachstumsraten ließen aus politischen Gründen nur eine Reduzierung der Investitionen zu. Darunter litt der Kapitalstock, dessen Substanz zunehmend aufgezehrt wurde. Die mehr und mehr ausufernde Subventionierung des Grundbedarfs führte zu wirtschaftlich absurden Effekten, wie der massenhaften Verfütterung von Brot an Vieh. Die Flexibilisierung der Wirtschaftslenkung aus der Reformzeit war längst rückgängig gemacht worden und einer zunehmenden Bürokratisierung und Zentralisierung gewichen.

Investitionsrückgänge und Reduzierung der Importe führten auch zu sinkender Weltmarktfähigkeit der Produkte, die oft nur im Ostblock abzusetzen waren. Die Rückstände in der Produktivität und die relativen Fertigungskosten stiegen, was sich wiederum in sinkenden Devisenerlösen widerspiegelte. Der volkswirtschaftliche Substanzverlust verstärkte sich, die Schulden stiegen. Abzusehen war, dass die DDR-Produkte auf westlichen Märkten weiter an Konkurrenzfähigkeit verlieren würden und es der DDR immer schwerer gefallen wäre, die für den Schuldendienst erforderlichen Devisen einzunehmen. Insofern war nicht zu erwarten, dass sich die unzureichenden Arbeitsbedingungen in den Betrieben oder der Lebensstandard in absehbarer Zeit hätten verbessern lassen. Beides waren entscheidende Gründe für die Unzufriedenheit der Bevölkerung, die zu Massenausreise und Massenprotest führte und 1989 das SED-Regime hinwegfegte.

......................
Professor Dr. André Steiner ist Wirtschaftshistoriker am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und lehrt an der Universität Potsdam.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Tresckow